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DAS VIRUS UND WIR

DAS VIRUS UND WIR

Ein halbes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie wollen wir im folgenden Text die Ereignisse noch einmal aus Sicht einer anthropologischen Medizin kommentieren. Vor allem wollen wir (auch uns selbst) fragen: Was haben wir gelernt? Wo liegen unsere Möglichkeiten, unsere Verantwortung?


Mit Update im Juli 2021!

Un-Sicherheit und Un-Gewissheit


„Medicine

is a science of uncertainty and an art of probability.“

William Osler, um 1900

Seuchen gibt es seit jeher. Gerade Viren, diese ubiquitären Erbgut-Überraschungs-Päckchen, greifen in die Evolution als Entwicklungs-Booster, Regulierer, aber auch als Zerstörer ein. Dank ihrer Wandelbarkeit werden sie für Menschen mal gefährlicher, mal harmloser, und Gegenmaßnahmen hinken immer hinterher. Dennoch ist die Corona-Pandemie in mehrerlei Hinsicht eine moderne und schwer kalkulierbare. Sie trifft auf eine digital, wirtschaftlich und politisch stark vernetzte und zum Teil äußerst mobile Menschheit. Sie trifft auch auf besonders heterogene Gesellschaften, Staats- und Gesundheitssysteme. Für viele Menschen sind ungehindertes Reisen und Konsumieren gleichbedeutend mit Freiheit, viele können sich einer guten medizinischen Versorgung sicher sein. In modernen „Risikogesellschaften“ wie der unseren dominieren laut dem Soziologen Ulrich Beck wissenschaftlich-technisch produzierte Risiken, die jeden betreffen können, aber aufgrund ihrer Abstraktheit und ihrer Vielzahl nur mittelbar und selektiv über die jeweilige mediale Aufbereitung wahrgenommen und dabei meist unter-, punktuell aber überschätzt werden. Weil Menschen Ungewissheit schwer aushalten, suchen sie (Pseudo-)Sicherheit durch Verdrängung und Berechnung: Versicherungen, Rentenprognose, Klima- oder auch Pandemie-Modellierungen. Global gesehen mehr Menschen leben dagegen beengt, als wirtschaftlich abhängige Tagelöhner, ohne medizinische Infrastruktur, kämpfen mit Alter oder Krankheit. Für sie ist Ungewissheit tägliche bittere Routine. 
Auch in der Medizin ist Ungewissheit Alltag; sie strebt unaufhörlich nach einem rationalen Umgang damit. Zu viel Verunsicherung kann zu Handlungsunfähigkeit führen, aber falsche Sicherheit wäre fahrlässig. Wir müssen stets unser Wissen überprüfen und erweitern, für viele Erkrankungen kennen wir nicht die genaue Pathophysiologie, kein Test ist 100% zuverlässig. Meist müssen wir mit Hypothesen und Konsens-Entscheidungen auskommen. Nicht nur in Notfallsituationen müssen wir rasche, weitreichende Entscheidungen mit ungewissen Voraussetzungen und ungewissem Ausgang treffen und diese auch verantworten. Vor allem eine neue und dann auch noch pandemisch verlaufende Erkrankung wie Covid-19 ist (und wird auch beim nächsten Mal wieder sein) eine Rechnung mit vielen Unbekannten, ein kollektives Ungewissheits-Experiment. Influenza-Pandemiepläne und -Impfstrategien passen nicht zu den Übertragungs- und Letalitätseigenschaften von Sars-2. Das Virus hat jetzt schon begonnen, sich zu wandeln. Seine Infektiosität vor Symptombeginn und durch Aerosole sowie die vielen milden Verläufe begünstigen eine rasche globale Verbreitung mit dem Flugzeug, in Fußballstadien, Flüchtlingslagern, Gefängnissen oder Slums, die genaue Dynamik und darauf zugeschnittene Schutzmaßnahmen sind aber kaum vorhersagbar. Weitere Tücken liegen in einer ungewöhnlich aggressiven Pneumonie, einer unklaren Immunität und unklaren Spätfolgen. Jede einzelne Beobachtung kann relevant sein, nach Auftreten der ersten Fälle kommt es zu einer wissenschaftlichen Publikationsflut. Ebenso schwierig einzuschätzen wie die biologischen Wirkungen des Erregers selbst sind die individuellen psychologischen Reaktionen darauf: „Superspreader“ z.B. wird man ja durch hohe Viruslast und sorgloses Verhalten. In einer Pandemie ist die Gefahr konkret und abstrakt zugleich: Jeder Mit-Mensch stellt ein potenzielles Risiko dar, immer und überall. Jeder kann selbst ein Risiko sein, ohne es zu wissen.
„So viel Wissen über unser Nichtwissen und über den Zwang, unter Unsicherheit handeln und leben zu müssen, gab es noch nie“, sagte Jürgen Habermas. Brauchen wir mehr Risikobewusstsein, mehr Ambiguitätstoleranz, mehr Demut, mehr „Inkompetenzkompensationskompetenz“ (Odo Marquard)?

Macht und Verhältnismäßigkeit


Im Verlauf des März 2020 brachen die Gesundheitssysteme einzelner Regionen in Norditalien, Ostfrankreich und New York City teilweise zusammen. Krankenhäuser waren dramatisch überfüllt, es gabEngpässe bei Intensivbetten, Beatmungsgeräten, Schutzausrüstung. Für Deutschland entwarfen damals nicht näher genannte Wissenschaftler im Auftrag des Innenministeriums drei verschiedene Infektions- und vier verschiedene Wirtschafts-Szenarien (Worst Case, Dehnung, Hammer and Dance; schnelle Kontrolle, Rückkehr der Krise, langes Leiden, Abgrund) mit bis zu 1 Million Toten allein in Deutschland und einem Bruttoinlandsprodukt-Minus von bis zu 32%. Resümee: Niemand könne mit Sicherheit sagen, was passieren wird – aber es bestehe die Möglichkeit einer Katastrophe („1919 + 1929“).


Viele legitimierte Regierungen ebenso wie autoritäre Regimes ergriffen (und ergreifen bis heute) „seuchenpolitische“ Maßnahmen. Sie wägten unter Zeitdruck und mit unzureichender Datenbasis, teilweise mit unsicheren Rechtsgrundlagen, Interessen und Güter ab; Gesetze wurden geändert. Manche leugneten die Gefährlichkeit oder gar die Existenz des Virus bzw. sahen die Gesundheit der Bevölkerung gar nicht als ihre Aufgabe, zum Teil beschuldigten sie einander der Verantwortungslosigkeit oder der Urheberschaft. Die meisten aber strebten den Schutz einer möglichst großen Anzahl bzw. von besonders vulnerablen Bürgern und der öffentlichen Ordnung an (des Gesundheitssystems, einer handlungsfähigen Polizei, stabilen Energieversorgung usw.). Die Wirtschaft erfuhr erhebliche Einbußen. Bildung kam als schützenswertes Gut in den frühen Lockdown-Maßnahmen kaum vor, Ökologie gar nicht, nach und nach wurden aber auch diese Werte diskutiert. Man könnte sagen, Regierungen übten ihre „Pastoralmacht“ aus (Michel Foucault), oder handeln in „einspringender Fürsorge“ (Martin Heidegger): Wie Hirten für ihre Herde, zudem meist recht monadisch-national, organisierten bzw. horteten sie Schutzausrüstung, repatriierten Bürger, gaben große Summe für Impfstoffentwicklung und Wirtschaftshilfen aus. Vor allem aber schlossen sie Grenzen, Schulen und alle möglichen Betriebe, brachten das öffentliche Leben zum Erliegen, beschränkten zeitweise in erheblichem Umfang Mobilität und Kontakte. Ende März 2020 befand sich ein Drittel der Menschheit im Lockdown – von Ausgangsbeschränkungen über Sperrstunden bis hin zu versiegelten Wohnungstüren. Auch die deutsche Regierung ergriff mit Entschlossenheit und unter meist breiter Zustimmung der Bevölkerung Containment-Maßnahmen, ganz anders als etwa bei der letzten Hongkong-Grippeepidemie 1968-70. Denn wenngleich laut Grundgesetz jeder im Rahmen der individuellen Selbstbestimmung das Recht hat, sich selbst einem Infektionsrisiko auszusetzen, dürfen andere nicht durch fahrlässige Verbreitung einer Infektion gefährdet werden (Art. 2) [1]. Das deutsche Infektionsschutzgesetz ermöglicht z.B. Einschränkungen von Freizügigkeit, Versammlungsfreiheit und Unverletzlichkeit der Wohnung.


Michel Foucault, der 1984 am HI-Virus verstarb, als die „moderne Seuche“ AIDS die Menschen verunsicherte, prägte den Begriff „Bio-Macht“ bzw. „Biopolitik“. Diese habe nicht die Interessen Einzelner im Blick, sondern reguliere und optimiere die Bevölkerung „als Ganzes“, als kollektiven „multiplen Körper“, etwa über die Kontrolle von Geburten und Gesundheit [2]. Die verschiedenen Arten der Machtausübung veranschaulicht Foucault mit dem Umgang von Herrschaftssystemen mit Seuchen: Bei der Lepra werden Betroffene schlicht ausgegrenzt und verdrängt. Bei der Pest werden sie identifiziert und drakonisch diszipliniert, um die Seuche zu eliminieren: „Einmal ist es der Traum von einer reinen Gemeinschaft, das andere Mal der Traum von einer disziplinierten Gesellschaft.“ Für letzteren brauche der Staat eine ständige Überwachung der Bevölkerung („Panoptikon“), die sich auch selbst diszipliniert, weil sie um diese Überwachung weiß [3]. Später ergänzt Foucault ein drittes Modell, das „Pockenmodell“ (smallpox liberalism) einer modernen spätkapitalistischen Biopolitik, die „nur durch die Freiheit und auf die Freiheit eines jeden sich stützend“ versuche, die Gesundheit der Bevölkerung durch wissenschaftliche Maßnahmen zu kontrollieren. Hier wird eine akzeptable Koexistenz angestrebt, z.B. durch Impfen oder eine Begrenzung der Neuinfektionen: „flatten the curve“. Der italienische Philosoph Giorgio Agamben greift Foucaults Kritik einer autoritären Biopolitik auf und unterstellt, dass Regierungen Ausnahmezustände provozieren und die Pandemie erfinden, um sie für (bio-)politisches Eingreifen zu nutzen. Allerdings lässt vielmehr das Inkaufnehmen hoher Fall- und Totenzahlen vor allem unter Älteren und Armen durch einige populistische Regierungschefs (Brasilien, auch USA) an ein biopolitisches „Sterbenlassen“ denken [4], und gerade Italiens Pandemie-Management wirkt, zumindest am Anfang, eher chaotisch denn wie ein totalitäres Machtinstrument. Kritisch muss man hier anmerken, dass es auch in Deutschland lange dauert, bis Behörden in Flüchtlings-Unterkünften ein akzeptables Präventions- und Ausbruchsmanagement ermöglichen, das dann zudem sehr zögerlich angewendet wird. Die chilenische Chirurgin und Politikerin Michelle Bachelet, Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, nennt Corona daher völlig richtig „a colossal test of leadership”.

Öffentlicher Diskurs und Eigenverantwortung


„The devastating pandemic that has stricken the worldwide population

induced an unprecedented influx of patients in ICUs, raising ethical concerns

not only surrounding triage and withdrawal of life support decisions, but also regarding family visits and quality of end-of-life support.

These ingredients are liable to shake up our ethical principles, sharpen our ethical dilemmas,

and lead to situations of major caregiver sufferings.“

Robert et al., Annals of Intensive Care, 2020

Und wie viel Verantwortung überanahme die Menschen selbst, übernehmen sie im Laufe der Pandemie? Die allermeisten können die politischen Entscheidungen nachvollziehen, fühlen sich verantwortlich für die eigene Gesundheit und die ihrer Mitmenschen. Von Einzelnen abgesehen (Corona-Partys!) will niemand die Erkrankung bekommen oder weitergeben. Viele halten sich an die neuen Regeln und bleiben möglichst zuhause, es gibt aber auch wütende Diskussionen und Demonstrationen: Wer darf wie welche Entscheidungen treffen? Haben wir keine wichtigeren Probleme? Sind Grundrechtsbeschränkungen zu rechtfertigen, wenn dadurch Leben erhalten wird? Wie entmündigend, Wohlstands- und Demokratie-gefährdend oder eben -sichernd sind Lockdown-Maßnahmen – und wie menschenverachtend, fatalistisch oder eben vernünftig ist der Verzicht darauf?

In freien Informationsgesellschaften wie der unseren melden sich nicht nur Politiker, Wissenschaftler und Philosophen zu Wort. Das deutsche Informationsfreiheitsgesetz von 2005 etwa erlaubt jedem Bürger eine relativ direkte Kommunikation mit den Behörden, sei es das Innenministerium oder das Robert-Koch-Institut. Anfragen und Anregungen werden entgegengenommen und, natürlich gefiltert und gebündelt, auch beantwortet. Im Schutz, in der Anonymität und mit der Reichweite des Internets schießen aber auch krude, teils widersprüchliche „Theorien“ aus dem Boden (wobei dieser Begriff zu wenig deren Unbesonnenheit und Unlogik erfasst). Mit wenigen Klicks verbreiten sie sich rasant, „viral“, und auch wenn sie letztlich nur von Minderheiten vertreten werden, erweisen sie sich teilweise als ziemlich kontagiös. Gemeinsam ist ihnen die Behauptung, selbst zu den wenigen zu gehören, die „Bescheid wissen“ und „sich nicht täuschen lassen“, oft verbunden mit dem Aufruf, sich zu „wehren“. Eigene Interessen – Angstlust, Macht und Bedeutung, aber auch Destabilisierung und Umsturz – werden projektiv in staatsfeindliche, oft auch antisemitische Anschuldigungen in Bezug auf eine angebliche Erfindung, Herstellung und Verbreitung des Virus umgemünzt. Teilweise werden gezielt Angst und Aggressionen geschürt, was (beabsichtigterweise?) zu Verunsicherung, Streit, Regelbrüchen führt– und wahrscheinlich auch zu einigen zusätzlichen Infektionen. Zunehmend wurde eine sehr hässliche Seite der Corona-Debatte deutlich. 

Die Presse brachte und bringt (im Sommer 2021 rutschen die "Corona-Ticker" weiter nach hinten) rund um die Uhr Corona-News, darunter viele wertvolle politische und wissenschaftliche Informationen. Dennoch tut sie sich schwer, keine Panik zu erzeugen (z.B. mit wiederkehrenden Bildern von Militärkonvois); nicht nur sex, auch fear sells. Andere Themen, auch andere Nöte und Krankheiten, geraten am Anfang der Pandemie in den Hintergrund. Bilder und Sprache änderten sich, auch von „offizieller“ Seite: Durchseuchung, Herdenimmunität, Übersterblichkeit. Viele folgten einer beklemmenden Kriegsrhetorik: Emmanuel Macron sagte: „Nous sommes en guerre.“ Donald Trump nennt sich „war-time president“. Mittels Dekret erfolgte eine regelrechte Mobilmachung im Gesundheitswesen, Personal wurde ab- und an anderen Orten zusammengezogen, Freiwillige wurden rekrutiert, der Prüfungsumfang der Staatsexamina reduziert. Zuvor geringgeschätzte Berufe wurden (endlich) als systemrelevant – wenn man so will: überlebens- bzw. kriegswichtig – erkannt; im Verlauf allerdings mit nur zögerlichen Umstrukturierungsanstrengungen. Material wurde knapp, Nachschub teils durch Improvisation und Umrüstung von Produktionsstätten gesichert. Jeder überlegte sich etwas, das er zur Pandemie-Bekämpfung beitragen kann: Hilfsbereite übten sich im Mundschutz-Nähen wie dereinst im Socken-Stricken, organisierten Nachbarschaftshilfen, stellten dem Pflegepersonal an der Front Autos zur Verfügung oder beklatschte es öffentlichkeitswirksam; der Staat zahlte ihm wochenlang das Mittagessen. Alle Kräfte wurden gebündelt, um geeignete Waffen gegen den neuen und schwer kalkulierbaren Feind zu entwickeln, alte Medikamente reaktiviert, die Forschung zu Impfstoffen massiv finanziert. Und auf einmal wurde in der Öffentlichkeit der ursprünglich in der Militärmedizin verwendete Begriff „Triage“ (Sichtung, Einteilung; von französisch trier = sortieren, aussuchen, auslesen) diskutiert.
Triage dient der sinnvollen Priorisierung von Patienten in unübersichtlichen Lagen bzw. bei knappen Behandlungsressourcen, üblicherweise in der Kriegs- und Transplantations-medizin, beim Massenanfall von Verletzen oder in Entwicklungsländern. Triage soll egalitär anstatt primär utilitaristisch erfolgen, damit sie nicht zu politisch oder ideologisch motivierter, unethischer Selektion führt. Begrenzte Mittel sollen möglichst vielen Patienten nutzbringende Versorgung ermöglichen. Besonders herausfordernde Entscheidungen betreffen die Kategorien I=rot (akute, vitale Bedrohung mit Notwendigkeit einer Sofortbehandlung) und IV=blau (ohne Überlebenschance, sterbend; nur betreuende (abwartende) Behandlung und Sterbebegleitung), bzw. wenn eine bereits eingeleitete Behandlung zugunsten eines neuen Patienten mit einer vermutlich besseren Prognose beendet werden soll [5]. In einem weiteren Sinne gehört Priorisierung zum ärztlichen Alltag: Oft muss ja mitten in der Behandlung umdisponiert werden, oft sind ja die lautesten Patienten nicht unbedingt die gefährdetsten, oft sind Warteräume übervoll . 

Angesichts der international teils dramatischen Zustände in der Corona-Pandemie empfahlen notfall- und intensivmedizinische Fachgesellschaften sowie der deutsche Ethikrat, Kranke notfalls nach einem „Mehr-Augen“-Triageprinzip („three wise men“) ohne feste Altersgrenze je nach Komorbidität und Prognose zu priorisieren. Dabei wurden Patienten jedweder, also auch anderer, gegebenenfalls ja besser behandelbarer Diagnosen berücksichtigt. Palliativmediziner entwickelten ebenfalls Konzepte zu Covid-19, die mehr oder weniger die allgemeinen Bedürfnisse Sterbender in Erinnerung rufen. Wegen der begrenzten Behandlungsmöglichkeiten und der Ansteckungsgefahr für das medizinische Personal wäre dagegen eine unüberlegte Priorisierung von Covid-19-Patienten nicht sinnvoll gewesen. 

Auch um die nosokomiale Ausbreitung zu begrenzen und die wertvolle Ressource Gesundheitspersonal zu schützen, setzten Behörden überwiegend auf häusliche Quarantäne. Angesichts schwerer Verläufe und in Erwartung hoher Patientenzahlen erfolgte zudem von März bis Mai 2020 gerade in deutschen Kliniken eine eilige und flächendeckende Bereitstellung von Kapazitäten für Covid-19-Kranke. (Krebs-!)Operationen wurden verschoben, Patienten mit anderen Erkrankungen entlassen, Kliniken geräumt und umgebaut, Notkrankenhäuser errichtet. Weil Patienten mit anderen (Verdachts-)Diagnosen Nachrangigkeit signalisiert wurde und sie selbst wiederum eine Ansteckung fürchteten, suchten während des Lockdowns deutlich weniger Menschen Arztpraxen und Notaufnahmen auf. Auch kardiologische und neurologische Notfallpatienten kamen nur nach zu langem Zögern, die Zahl der out-of-hospital Herzstillstände stieg. Allerdings gingen auch weniger Menschen mit Einsamkeit, Befindlichkeitsstörungen oder AU-Wünschen zum Arzt. Zudem passierten weniger Unfälle und weniger Verbrechen. Und: Der erste Lockdown war so effektiv, dass auch die Covid-19-Patienten weitgehend ausbleiben und manche Kliniken unterbelegt blieben. Die Maximalzahl an Covid-19-Intensivpatienten lag bei rund 6000; im Winter 2020/21 wurde diese Zahl bei weit weniger leergeräumten Kliniken beinahe wieder erreicht. Es kam lokal zu Engpässen und Verlegungen, auch über europäische Grenzen hinaus. Das ohnehin schon erschöpfte Klinikpersonal ächzte unter dieser erneuten Welle; es kam zu erneuten Lockdown-Maßnahmen und im Sommer erneut zu einem starken Indizidenz-Abfall, bis auf knapp 5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche Anfang Juli 2021.

Priorisierung und Triage


Opfer


In Deutschland sterben normalerweise pro Tag etwa 2500 Menschen, global etwa 150.000.

Während der ersten Pandemie-Phase steigt in Ländern mit spätem oder inkonsequentem Lockdown, mit korrupten Regimen und schwachen Gesundheitssystemen die Gesamtsterblichkeit spürbar an (diagnostiziertes und undiagnostiziertes Covid-19 sowie andere Todesursachen), auch, weil Behandlungskapazitäten nicht ausreichten, das medizinische Personal selbst erkrankte oder eben Patienten Kliniken mieden. Es gab und gibt regionale (und zunehmend auch nationale) Ausbrüche mit katastrophalen Verhältnissen in Kliniken und Pflegeheimen sowie Todesfälle bei jungen und gesunden Menschen. Im Winter 2021/21 gab es dann in einigen Regionen Deutschlands und vor allem in Pflegeheimen eine starke Übersterblichkeit. Die Anzahl der Toten ohne Corona-Maßnahmen möchte man sich nicht vorstellen.


Es gibt kein Szenario ohne Verluste in Gestalt von Geschädigten, Toten und/oder Kosten, sowohl direkte als auch Kollateralschäden, sowohl beim naturalistischen Verlauf als auch beim Containment oder beim Eliminationsversuch. Denn auch Lockdowns fordern Opfer: Menschen haben kein Einkommen mehr, Lieferketten für Nahrung und Medizin funktionieren nicht mehr, Staatsverschuldung, Insolvenzen und häusliche Gewalt in Familien in Quarantäne, in Kurzarbeit oder mit akuten finanziellen Sorgen nehmen zu. Während eines Lockdowns sind Menschen in modernen Single-Haushalten einsam, feiern und trauern nur mehr in aller Stille oder im Netz. Vor allem Kinder leiden unter dem Fehlen fröhlichen Zusammenseins und dem mehr schlecht als recht funktionierenden Home-Schooling. Krankenhäuser und Pflegeheime werden zu Festungen mit „Insassen“, die keine Besucher mehr empfangen dürfen und mehr Medikamente brauchen. Psychosoziale und therapeutische Berufe, die auf Mimik und Berührung angewiesen sind, können wegen der Schutzausrüstung die Gesichter der Kranken nicht mehr lesen und nicht mehr adäquat trösten. Todkranke mit allen möglichen Diagnosen sehen nicht einmal die Gesichter des Krankenhauspersonals, sterben ohne Angehörige, ohne Seelsorger; isolierte Infizierte selbst dann, wenn sie die Infektion mit ihren Angehörigen teilen oder diese eine Ansteckung nicht fürchten. In Ländern wie Indien werden Covid-19-Patienten, teils auch medizinisches Personal stigmatisiert (von stigma = Stich-, Punkt-, Wund- oder Brandmal; man denkt an „Pestkreuze“ an Türen) und ausgegrenzt.


Menschen sind aber soziale Wesen, Herdentiere, die in Entwicklung, Sicherheit und Wohlbefinden auf andere Menschen angewiesen sind. 

Und die andere Seite?



Der Begriff „Panik“ leitet sich vom altgriechischen panikós her, vom Hirtengott Pan, der der Sage nach durch einen lauten Schrei ganze Herden zur kopflosen Massenflucht aufschreckt. Panik ist auf Dauer sicher kein hilfreiches Konzept, aber Aufwachen kann durchaus sinnvoll sein [6]. Dennoch ist Angst wohl nicht der einzige Grund, warum die Menschen, auch und gerade die Deutschen, die Einschränkungen so diszipliniert befolgten. Viele Menschen berichten während der Lockdowns von überraschenden und beglückenden Entdeckungen. Ohne das übliche Hintergrundrauschen aus Arbeit(sweg) und Konsum und sicher auch im Angesicht einer potenziell tödlichen Bedrohung besinnen sie sich aufs Überleben und die Familie. Durch die Reduktion kleiner Alltagskontakte erkennen sie deren Wichtigkeit, wichtiger als Urlaub oder Shopping. Allerorten ist von „Solidarität“ die Rede, sie wird geradezu beschworen. Tatsächlich denken viele Menschen an andere, vor allem an Ältere, und erfreuen sich an kleinen Begegnungen über den Gartenzaun, am Spazierengehen, an einfachen Produkten aus der Region. Es entstehen neue Netzwerke und Techniken, auch mehr Kooperation und Transparenz im Wissenschaftsbetrieb. Die Digitalisierung erfährt – Stichwort Deutschland 4.0 – einen Schub, von dem auch Schulen und Universitäten profitieren. Die Telemedizin boomt, von der zentralisierten Tele-Diagnostik über Video-Sprechstunden bis hin zu wissenschaftlichen Zoom-Meetings. Während der Lockdowns scheint der Planet Luft zu holen und sich zu freuen, dass Industrie und Verkehr endlich einmal ruhen und weniger berufs- und freizeithektische Menschen auf ihm herumkrabbeln. Der Soziologe Fabio Vighi bemerkt: „The virus provides us with an increasingly rare object: a time at least partially freed from the conformist hyperactivity that binds us to our world.“

Eröffnen sich vielleicht gerade hinter den zugeschlagenen Türen der normalerweise so zahlreichen äußeren Möglichkeitsräumen moderner Menschen neue Räume, andere, innere? Ist der Corona-Ausnahmezustand nicht nur ein schicksalhafter, weniger ein erzwungener, sondern auch ein akzeptierter, sogar ein wenig herbeigesehnter, zumindest von der müden, satten Bevölkerung der reichen Nordhalbkugel? Und erleben wir vielleicht gerade die Stärke solidarischer, kreativer Gesellschaften und repräsentativer Demokratien?

Resümée


Mit neuen Viren ist jederzeit zu rechnen, und unsere moderne Lebensweise leistet ihrer Ausbreitung erheblichen Vorschub. Die Corona-Pandemie ist demnach eine Naturkatastrophe, in Zeitlupe, schicksalhaft, aber auch ein Stück weit menschengemacht und stark medial aufbereitet. Sie ist eine Herausforderung, aber sicher nicht die einzige, nicht die letzte und bestimmt auch nicht die größte; man denke nur an den Klimawandel, um den es zunächst - bis zur nahenden Bundestagswahl 2021 und bis zur Hochwasserkatastrophe im Juni 2021 - recht still geworden war. Sie ist gefährlich, aber im Vergleich zu früheren oder denkbaren Widerfahrnissen kann sie auch eine Übung für Gefährlicheres sein. Sie zeigt uns die Launen der Evolution und lässt uns ahnen, dass geschickter Bioterrorismus oder Biomilitarismus viel Macht über uns hätten (und dort wäre die Vorwarnzeit geringer). Sie führt uns ganz konkret unsere Verwundbarkeit und Abhängigkeit vor Augen. Sie stellt uns vor nur scheinbar banale logistische und vor große ethische und soziale Herausforderungen. Sie gefährdet arme Nationen, aber auch eigentlich stabile Systeme. Denn in einer Seuche sind eben nicht alle gleich, in prekären Verhältnissen sind Pandemie und Lockdown besonders gefährlich. Das globale Ungleichgewicht bei der Impfstoffverteilung etwa ist unerträglich - im Sommer 2021 herrscht in Deutschland "Impfmüdigkeit", Impstoff muss teilweise weggeworfen werden, obwohl in vielen Ländern  die Impfquoten unter 10%, oft sogar unter 1% liegen. Hohe Fallzahlen, Verteilungsprobleme, Fehlinformationen, aber auch zu rigide Eliminationsstrategien können zu Argwohn, Wut, Diskriminierung oder Denunziation führen. Auch dies sind gefährliche „Viren“, die zudem die Furcht Infizierter vergrößern, sich zu melden. Die Pandemie ist daher auch eine Übung in Humanität, in globaler und transgenerationaler Solidarität und Verantwortung, die sicher nicht nur im Kurvenabflachen besteht. Corona verlangt Priorisierung, Vernunft und Verzicht, aber auch eine klare Positionierung gegen Zwanghaftigkeit, Paranoia und gezielte Hetze.


Im Zentrum nationaler und internationaler Pandemiebekämpfung muss die Sicherheit der (globalen) Gemeinschaft stehen, die sich aus Einzelsubjekten zusammensetzt, in deren ureigenstem Interesse wiederum der Bestand der Gemeinschaft liegt. Sowohl eine Pandemie als auch ihre Gegenmaßnahmen gefährden Gesundheit, öffentliche Ordnung und damit das Wohl des Einzelnen und der Gemeinschaft. Beides zu schützen ist der nicht verhandelbare Zweck. Die Pandemie ist im Wesentlichen eine Unausweichlichkeit. Ein paar Mittel dagegen haben wir in der Hand, aber den Preis müssen wir aushandeln: Ein naturalistischer Verlauf („Herbststurm“) wäre ethisch nicht vertretbar. Ein Eliminationsversuch wäre biologisch nicht realistisch und mit zu vielen Freiheitsbeschränkungen verbunden. Containment-Maßnahmen mit einer zeitweisen Fokussierung auf Public Health anstatt auf Selbstbestimmtheit, Wohlstand und Individual-Medizin waren und sind unausweichlich, selbst wenn einzelne Entscheidungen über Art und Ausmaß von Lockdowns mit dem heutigen Wissen möglicherweise anders getroffen würden.


Die Debatte über die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen erfordert vor allem die Abwägung von Freiheit und Verantwortung unter den Bedingungen der Ungewissheit. Dabei hilft uns zum einen Erfahrung (und Erfahrungen machen wir derzeit viele, teils auch schmerzhafte). Zum anderen helfen, gerade in demokratischen Gesellschaften, Recht/Ethik und Politik mit ihren möglichst breit konsentierten Regeln und Prozessen. Politik hat dabei vor allem die Aufgabe einer temporären, situativ immer wieder neu ausgerichteten Stabilisierung. Sie kann und muss flexibler und weniger absolut sein als Recht und Ethik, die wiederum ihr Korrektiv darstellen. Politik kann, was im Pandemiefall mehr Vor- als Nachteile hat, stellvertretend rasche und weitreichende Entscheidungen treffen. Diese dürfen nicht kurzsichtig oder überrigoros sein, sondern faktenbasiert, mit einer globalen Perspektive (zumindest auf einem Auge), und immer wieder neu ausgehandelt. Dafür braucht sie beratende Experten, und zwar nicht nur Virologen und Epidemiologen. Gerade die die Kontingenz, die Viel-Stimmigkeit und damit auch die Konflikthaftigkeit von Demokratien machen sie ja lebendig, schützen sie vor Totalitarismus und erlauben das nötige Ausbalancieren von Interessen und Werten.


Vielleicht sollte klarer kommuniziert werden, dass eine Pandemie-Bekämpfung der Politik allein weder obliegt noch gelingen wird. Hier wird besonders deutlich, was auch für viele andere Bereiche gilt: Jeder Einzelne trägt Verantwortung für sich und das Ganze [7]. Selbst-Sorge und Für-Sorge sind untrennbar verbunden. Jeder Einzelne sollte, wie der Philosoph David Lauer es ausdrückte, andere vor sich selbst schützen und dadurch wiederum vor anderen geschützt werden – anstatt davon auszugehen, dass man nur sich vor anderen schütze und quasi nach Belieben auf diesen Schutz auch verzichten könne [8]. Wird diese Haltung im Sinne Ulrich Becks kosmopolitisch, behinhalten Pandemien, ebenso wie Klimawandel und Migration, auch Chancen: Etwa für eine globale praktische Ethik der regula aurea.


Und welche Möglichkeiten, welche Verantwortung hat die Medizin? Um andere Behandlungen so wenig wie möglich zu gefährden, muss sich die Bereitstellung von Behandlungskapazitäten so gezielt wie möglich an der regionalen Dynamik des Infektionsgeschehens orientieren. Über Ländergrenzen hinweg sollte der systemrelevante Gesundheitssektor krisenfest ausgestattet werden, mit schnell verfügbarem Material, durchdachter Logistik und genügend gut ausgebildetem und bezahltem Personal – und zwar auch in den in dieser Pandemie schmerzlich als nachrangig eingeordneten sprechenden Fächern. Denn auch und gerade die Medizin muss für den Erhalt von Zwischenmenschlichkeit sorgen, auch sie hat eine Fürsorgefunktion. Die Entscheidungen, die Ärztinnen und Ärzte für, idealerweise mit ihren Patientinnen und Patienten treffen, müssen individuell, flexibel, zuweilen diskret bleiben dürfen, wie es die Prinzipien der Therapiefreiheit, des individuellen Patientenwohls und der Schweigepflicht vorgeben. Ärzten sollte es auch vorbehalten bleiben, individuelle Prognosen zu beurteilen und entsprechend abgestufte Maßnahmen einschließlich Isolation oder Beatmung festzulegen, abgewogen mit unter Umständen wichtigen zwischenmenschlichen Kontakten und Bedürfnissen. Möglichst international konsentierte Algorithmen und Leitlinien müssen sie dabei entlasten. Ärzte sollten (im Übrigen auch außerhalb von Pandemien) vor allem mit Risikopatienten rechtzeitig über ihren Willen am Lebensende ins Gespräch kommen, damit diese mit ihren Angehörigen darüber sprechen bzw. eine Patientenverfügung verfassen können. Die im Grundgesetz verankerte Achtung vor dem Leben bezieht sich ja nicht auf „nackte“ Todesstatistiken oder absolute Lebensjahre, sondern auf das individuelle Leben in seiner Einzigartigkeit und Selbstbestimmtheit.


Für sich allein hat Deutschland die Herausforderung bisher mit starker Demokratie, soliden Strukturen, deutscher Gründlichkeit, vollem Geldbeutel und auch ein bisschen Glück gut bewältigt. Entscheidungen wurden ganz überwiegend situationsadäquat, rasch und im (nicht an Machtinteressen, sondern an Güterabwägung orientierten) Diskurs getroffen. Aber: Die Pandemie ist noch nicht vorbei, und sie ist auch sicherlich nicht die letzte.



„Sie glaubten sich frei, und keiner wird je frei sein, solange es Geißeln der Menschheit gibt.“

Albert Camus. Die Pest (1947)



[1] Grundgesetz, Art. 2:

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

(2) 1. Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. 2. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. 3. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.


[2] Einem biopolitischen Grundgedanken entsprechen auch Virchows „soziale Medizin“, Pettenkofers „experimentelle Hygiene“, Grotjahns „Sozialhygiene“, aber auch die perverse „Rassenhygiene“.


[3] Vor diesem Hintergrund kann man nicht hoch genug schätzen, dass die deutsche Corona-Warn-App eben keine GPS-Tracking-App geworden ist, sondern anonym und dezentral über Bluetooth funktioniert.


[4] „Die Souveränität machte sterben und ließ leben. Nun tritt eine Macht in Erscheinung, die ich als Regulierungsmacht bezeichnen würde und die im Gegenteil darin besteht, leben zu machen und sterben zu lassen.“ (Michel Foucault in: In Verteidigung der Gesellschaft. Vorlesungen am Collège de France 1975/1976. Suhrkamp Frankfurt 2002)


[5] In der psychosozialen Notfallversorgung wird der Triage-Begriff übrigens eher vermieden, weil die damit verbundene Hektik und Härte eher als schädlich denn als hilfreich empfunden wird. Sicherheit und Zuspruch werden auch in Krisenzeiten als prinzipiell breit vorhandene Ressourcen eingeschätzt, die notfalls auch in Gruppen und mit etwas Zeitverzögerung verteilt werden können.


[6] „I want you to panic!“ sagte Greta Thunberg in New York und in Davos.


[7] Der Neurologe und Psychiater Viktor E. Frankl, der vier KZ überlebte und viel über Leidensfähigkeit und ein sinnhaftes Leben trotz Ungewissheit nachdachte, schlug einmal vor, der Freiheitsstatue an der amerikanischen Ostküste eine Verantwortungsstatue an der Westküste zur Seite zu stellen.


[8] Zum Glück kann man dieser Verantwortung mit so einfachen Maßnahmen wie Abstand und Mund-Nasen-Schutz gerecht werden (lästig - aber billig, wirksam, nicht sehr freiheitsberaubend und daher unbedingt zumutbar).


Constanze Hausteiner-Wiehle, Eckhard Frick, Pascal Berberat, Bert te Wildt, Celia Pirker, Peter Henningsen, Matthias Wiehle



Literatur und Links


Agamben G. L’inventione di un’epidemia. Quodlibet, 26.2.2020. https://www.quodlibet.it/giorgio-agamben-l-invenzione-di-un-epidemia.. Übersetzung: The Invention of an Epidemic. http://www.journal-psychoanalysis.eu/coronavirus-and-philosophers/

Baker R, Strosberg M. Triage and Equality: An Historical Reassessment of Utilitarian Analyses of Triage. Kennedy Institute of Ethics Journal 1992;2:103-123

Beck U. Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Suhrkamp, Berlin 1986

Beck U. Die Metamorphose der Welt. Suhrkamp, Berlin 2016

Bersano A, Kraemer M, Touzé E, Weber R, Alamowitch S, Sibon I, L Pantoni L. Stroke Care During the COVID-19 Pandemic: Experience From Three Large European Countries. Eur J Neurol 2020;10.1111/ene.14375. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7300856/pdf/ENE-9999-na.pdf

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Psychosoziale Notfallversorgung: Qualitätsstandards und Leitlinien Teil I und II. 2012. https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/BBK/DE/Publikationen/Praxis_Bevoelkerungsschutz/PiB_7_PSNV_Qualit_stand_Leitlinien_Teil_1_2.pdf?__blob=publicationFile

Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat. Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen. 28.4.2020. https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapier-covid-19.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, Bundesamt für Justiz. Grundgesetz. https://www.gesetze-im-internet.de/gg/BJNR000010949.html

Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, Bundesamt für Justiz. Infektionsschutzgesetz. http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/index.html

Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI). https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/113-001.html

Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Therapie von Patient*innen mit COVID-19 aus palliativmedizinischer Perspektive. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/128-002.html

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